Erwachsenenbildungslandschaft - Angebot und Nachfrage

Erwachsenenbildungslandschaft und Klientel
Durch das zunehmende Wachstum des gesamten Erwachsenen- und Weiterbildungsbereichs und seine ebenfalls steigende Privatisierung und Ausdifferenzierung fallen zuverlässige Zählungen immer schwerer. Gab es früher einmal im Wesentlichen die traditionellen, den KEBÖ-Verbänden zugerechneten Einrichtungen, so findet sich heute eine heterogene Struktur an Institutionen, Vereinen, Initiativen, Firmen und EinzelanbieterInnen wie z.B. freiberuflichen TrainerInnen. 1800 oder mehr Einrichtungen werden in Österreich der Erwachsenenbildung zugerechnet, und je nach Zählung sollen es bis zu 100.000 Menschen sein, die sich hier beruflich oder auch ehrenamtlich betätigen.

Anbieter und Angebote

Einer Studie des Österreichischen Instituts für Berufsbildungsforschung (öibf) und der Universität Klagenfurt zufolge gab es 2004 in Österreich insgesamt 1755 AnbieterInnen bzw. Einrichtungen für Erwachsenen- und Weiterbildung. Davon sind etwa 47% so genannte gemeinnützige Einrichtungen, 12% öffentliche Einrichtungen und 37% kommerzielle BildungsanbieterInnen. Etwa 51% aller Anbieter bzw. Einrichtungen sind in der beruflichen, ungefähr ein Drittel sowohl in der beruflichen als auch in der allgemeinbildenden bzw. politischen Bildung tätig. Die verbleibenden 14% haben sich ausschließlich auf Angebote im Bereich Allgemeinbildung bzw. politische Bildung spezialisiert. Bei etwa der Hälfte der erfassten AnbieterInnen handelt es sich um Einrichtungen, für die maximal 10 MitarbeiterInnen tätig sind. Der Frauenanteil beträgt bei mehr als drei Viertel der Einrichtungen über 50%, was sich jedoch nicht in der Anzahl an den von Frauen besetzten Führungspositionen niederschlägt.

Im Vergleich zu Deutschland herrscht in der österreichischen Verbandslandschaft (historisch bedingt und zumindest in der Außenwirkung nach wie vor bedeutsam) eine noch relativ strikte Trennung in allgemeinbildende und berufsorientierte Einrichtungen vor. Auch wenn diese Unterscheidung längst nicht mehr so trennscharf ist wie in vorangegangenen Dekaden, so sehen das Berufsförderungsinstitut Österreich (BFI), das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) und das Wirtschaftsförderungsinstitut der Wirtschaftskammer (WIFI) ihre Angebote im Wesentlichen immer noch als hauptsächlich berufsbildend, während sich die Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser Österreichs (ARGE), der Büchereiverband Österreichs (BVÖ), das Forum Katholischer Erwachsenenbildung, der Ring Österreichischer Bildungswerke (RÖBW), die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Österreich (VGÖ), der Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) und der Verband Österreichischer Volkshochschulen (VÖV) traditionellerweise als hauptsächlich allgemeinbildende AnbieterInnen verstehen.

AkteurInnen

Obwohl die Anbieterlandschaft der österreichischen Erwachsenen- und Weiterbildung mittlerweile gut dokumentiert ist, existieren noch keine aussagekräftigen Untersuchungen darüber, aus welchen und wie vielen MitarbeiterInnen sich die einzelnen Einrichtungen zusammensetzen. Nichtsdestotrotz steht mit der jährlichen Statistik der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) eine repräsentative Erhebung zur Verfügung, mit der diesbezügliche Aussagen zumindest für die neun großen Verbände der österreichischen Erwachsenen- und Weiterbildung getroffen werden können. So betrug die in der KEBÖ-Statistik über das Arbeitsjahr 2013 erfasste Gesamtzahl an MitarbeiterInnen 90.293 Personen. Davon waren 5.969 hauptberuflich, 57.446 nebenberuflich und 26.878 ehrenamtlich tätig. Somit ist trotz anhaltender Professionalisierungsbemühungen der Anteil an hauptberuflich in der Erwachsenen- und Weiterbildung Tätigen noch immer sehr gering.

Teilnahmen

Die Anzahl abgehaltener Kurse belief sich laut KEBÖ-Statistik über das Arbeitsjahr 2013 auf 131.415, die der Kurzveranstaltungen auf 96.627. Hinzu kamen 18.997 Sonderveranstaltungen. In der KEBÖ-Statistik werden Teilnahmen gezählt, nicht TeilnehmerInnen. So können TeilnehmerInnen durch mehrfache Kursbelegung auch mehrfach in der Teilnahmestatistik aufscheinen. Die Anzahl der Teilnahmen im Arbeitsjahr 2013 beliefen sich auf etwa 3,11 Millionen.

Auffällig, wenn auch wenig überraschend ist die Tatsache, dass die Weiterbildungsbeteiligung solcher Personen, die über eine ohnehin bereits höhere (Aus-)Bildung verfügen bzw. bei solchen, die konkrete Möglichkeiten für einen beruflichen Aufstieg sehen, merklich höher ist, als bei anderen Personengruppen. Obwohl die Bildungsbeteiligung mit steigendem Alter deutlich stagniert, ist der Bedarf an sowohl allgemeinbildender als auch berufsbildender Weiterbildung insgesamt immer noch im Steigen begriffen. Interessant ist auch, dass Angebote der allgemeinen Erwachsenenbildung eher von Personen in Anspruch genommen werden, die über dementsprechende finanzielle Mittel verfügen, während berufliche Weiterbildungsangebote tendenziell von solchen Personen besucht werden, die konkret von ihrem Unternehmen dazu veranlasst werden bzw. aus karrieretechnischen Überlegungen heraus handeln (Lenz 2005). Insgesamt aber gilt nach wie vor: je höher die bereits vorhandene Bildung, desto wahrscheinlicher ist auch die weitere Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen. Fakt ist, dass in Österreich 70-80% der Bevölkerung nicht an Weiterbildung teilnimmt.