Mehr Teilhabe für Menschen mit Demenz durch Bildungsarbeit
Diese wurde 2015 veröffentlicht und soll einen Orientierungsrahmen für die Unterstützung von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und ihren Angehörigen legen. Darin festgelegt wurden sieben Wirkungsziele und 21 Handlungsempfehlungen, die heute nach wie vor relevant für demenzspezifische Angebote in Österreich sind.
Am 25. Mai 2023 fand die jährliche Arbeitstagung der österreichischen Demenzstrategie mit den Schwerpunkten Früherkennung und ambulante Begleitung statt. Doch nicht nur im Bereich der Pflege, sondern auch in der Erwachsenenbildung und der Kulturvermittlung gibt es im Sinne der drei Wirkungsziele Teilhabe und Selbstbestimmung der Betroffenen sicherstellen, Information breit und zielgruppenspezifisch ausbauen und Wissen und Kompetenz stärken vielfach Bestrebungen, das Thema Demenz mit Informationsarbeit in den Vordergrund zu rücken und Angebote für Menschen mit Demenz zu schaffen und auszubauen.
Angebote für Menschen mit Demenz in den Bereichen Kunst und Kultur
In Österreich gibt es unterschiedliche Initiativen, die Menschen mit Demenz mehr kulturelle Teilhabe ermöglichen wollen. Die Künste sollen u.a. mit Angeboten zum Thema Musik (wie dem eigens für Menschen mit Demenz konzipierten Konzert „Echos“ in Oberösterreich) oder Malerei (bei den Führungen für Demenz-Betroffene der Wiener Albertina) zugänglicher gemacht werden.
Anders als bei herkömmlichen Kulturvermittlungsangeboten steht bei jenen für Menschen mit Demenz nicht die Wissensvermittlung an erster Stelle, sondern das „Erfahrbarmachen“ von kulturellen Ereignissen unter der Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe.
Beim Museumsbesuch Erinnerungen wecken
Im Kunsthaus Graz gibt es mit dem Format „Koffer der Erinnerungen“ jeden zweiten Monat ein Angebot für Menschen mit und ohne Demenz, bei dem die Geschichten der Teilnehmenden im Fokus stehen. Der namensgebende Koffer enthält als zentrales Vermittlungswerkzeug Bilder und Objekte aus verschiedenen Themengebieten, die einen Bezug zur Lebensrealität der Museumsbesuchenden haben und teilweise auch an die wechselnden Ausstellungen anknüpfen.
Die „Erinnerungsstücke“ im Koffer werden so ausgewählt, dass sie möglichst viele Sinne ansprechen. Die Auseinandersetzung mit ihnen soll Erinnerungen bei den Museumsbesuchenden mit Demenz wecken und zu gemeinsamen Gesprächen und Austausch anregen. Wenn es bei üblichen Museumsführungen also das Vermittlungspersonal ist, das Fachinformationen weitergibt, sind es bei Angeboten, die für Menschen mit Demenz entwickelt wurden, auch die Teilnehmenden selbst, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen.
Fachdidaktik: Werkzeuge für die Arbeit mit Menschen mit Demenz
An der Schnittstelle von Kunst, Bildung und Demenz gibt es verschiedene didaktische Konzepte, Methoden und Ressourcen, die speziell für die Arbeit mit Menschen mit Demenz, ihren Angehörigen, Betreuenden und Interessierten entwickelt wurden.
Das künstlerische Forschungsprojekt „DEMEDARTS“ am Zentrum Didaktik für Kunst und interdisziplinären Unterricht an der Universität für angewandte Kunst Wien stellt ein kostenloses Toolbook zur Verfügung, das immer wieder erweitert wird. Eine der Übungen darin trägt beispielsweise den Namen „Das Runde und das Eckige“. Dabei geht es u.a. darum, mittels eines angeleiteten Malprozesses geometrischer Formen und der Auseinandersetzung mit den gemalten Bildern die Selbstwahrnehmung der Teilnehmenden zu verbessern. Neben zahlreichen Übungsanleitungen (Dauer, benötigte Materialien etc.) finden sich in der Toolbox auch übungsspezifische Hinweise für die Arbeit mit Menschen mit Demenz.
Das Kunstlabor Graz hat seit 2005 unterschiedliche Projekte mit hochbetagten Menschen und im speziellen auch mit Menschen mit Demenz als Zielgruppe durchgeführt und beschäftigt sich unter dem Titel „LERNKUNST“ mit Fragen zur Verschränkung von Kunst- und Bildungsprozessen. Themen sind u.a. das Schaffen von Lernumgebungen, die sich an den Lebenswelten spezieller Zielgruppen orientieren oder die Suche nach formalen und informellen Lernmöglichkeiten in künstlerisch-kreativen Prozessen. Im Rahmen des Projekts „Handmade Wellbeing“ wurde ein englischsprachiges Handbuch veröffentlicht, in dem es um die Gestaltung von Workshops für ältere Menschen in Pflegeinrichtungen geht und auch die LERNKUNST MethodenBOX und die zugehörige Anleitung stehen als frei zugängliche Ressourcen zur Verfügung.
Weiterbildungen und Informationsangebote zum Thema Demenz
Neben Projekten für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, gibt es auch für nicht betroffene Erwachsene verschiedene (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten und Informationsangebote zum Thema Demenz. So etwa die Podcast-Reihe „TROTZDEMENZ“ der Volkshilfe Österreich, die kürzlich mit prominenter Unterstützung eine Lesung über die Alltagserfahrungen von Menschen mit Demenz in der Stadtbibliothek Salzburg veranstaltete.
Verwandte Artikel
Erwachsenenbildung im Wandel: Ö-Cert Enquete hält Qualitätsfragen im Blick
Die zahlreich besuchte Ö-Cert-Enquete am 17. April 2024 thematisierte den Wert von Erwachsenenbildung in Zeiten geänderter gesellschaftlicher Anforderungen und technischer Möglichkeiten im Kontext von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung.Matthias Fenkart ist Erwachsenenbildner 2024!
Mit einer Lehr- und Lernplattform für Gebärdensprache hat Matthias Fenkart den Staatspreis gewonnen. Im Gespräch erzählt er über digitale Chancen und Hürden für gehörlose Menschen.„Green Community Education“ in der Erwachsenenbildung umsetzen
Im Rahmen des Erasmus+ Projekts CEduP entstand ein Leitfaden mit Community-Education-Methoden für Umwelt- und Klimaschutz.Erwachsenenbildner*innen zu Besuch bei der Ausstellung zu KI und Mensch
Wie man bei der Nutzung von KI Daten schützen sollte und wie KI Diskriminierung zementiert: Die Ausstellung in Wien unterstützt dabei, für einen kritischen Umgang mit KI zu sensibilisieren.Das Jahr 2050: Zu wenig Green Skills in einem überholten Europa?
Wissenschaftler*innen skizzieren vier mögliche Zukunftsszenarien für Europa und leiten daraus Vorschläge ab, die auch die Erwachsenenbildung betreffen.Video: KI-Unterstützung bei der Arbeit mit Videos
Videos zusammenfassen, mit wenigen Klicks aufbereiten oder gar erzeugen: Erwachsenenbildner*innen können KI-Tools für ganz unterschiedliche Anwendungsfälle nutzen.